Sonntag, 31. Januar 2016

Zitat am Sonntag

Der Mensch ist nicht geschaffen, um allein zu leben. Er wird geboren und wächst in einer Familie auf, um sich später mit seiner Arbeit in die Gesellschaft einzugliedern. Er findet sich also von Geburt an in verschiedene Traditionen eingebunden, von denen er nicht nur die Sprache und kulturelle Bildung, sondern auch vielfältige Wahrheiten empfängt, denen er gleichsam instinktiv glaubt. Persönliches Wachstum und Reifung bringen es jedoch mit sich, dass diese Wahrheiten durch den besonderen Einsatz des kritischen Denkens in Zweifel gezogen und überprüft werden können. Das hindert nicht, dass nach dieser Übergangsphase dieselben Wahrheiten aufgrund der mit ihnen gemachten Erfahrung oder kraft nachfolgender Überlegungen "wiedergewonnen" werden. Trotzdem sind im Leben eines Menschen die einfachhin geglaubten Wahrheiten viel zahlreicher als jene, die er durch persönliche Überprüfung erwirbt. Wer wäre denn imstande, die unzähligen wissenschaftlichen Ergebnisse, auf die sich das moderne Leben stützt, kritisch zu prüfen? Wer vermöchte für sich allein den Strom der Informationen zu kontrollieren, die Tag für Tag aus allen teilen der Welt eintreffen und die immerhin als grundsätzlich wahr angenommen werden? Wer könnte schließlich die Erfahrungs- und Denkwege wiederholen, auf denen sich die Schätze der Menschheit an Weisheit und Religiosität angesammelt haben? Der mensch, ein Wesen , das nach Wahrheit sucht, ist auch derjenige, der vom Glauben lebt.
Papst Johannes Paul II., Enzyklika Fides et Ratio Nr. 31

Donnerstag, 28. Januar 2016

And the Bard's Songs will Remain: Komödie der Irrungen

Wir beginnen sogleich unsere Reise durch die Werke des "unsterblichen Barden". Am Anfang steht eine Komödie, und, wenn ich richtig sehe, eine seiner frühsten dazu: Die Komödie der Irrungen oder im Original The Comedy of Errors. Jetzt muss ich dazu sagen, dass ich mehr mit den Tragödien vertraut bin und die Komödien tatsächlich lange gescheut habe. Einerseits spricht man eigentlich nur über die Tragödien und andererseits konnte ich in der kleinen mir vorliegenden Auswahl feststellen, dass Shakespeare das ein oder andere Prinzip gerne mehrfach verwendet. Zwei stechen da besonder hervor: Bei der Geburt getrennte Zwillinge und Frauen, die sich als Männer ausgeben.

Tatsächlich haben wir hier auch gleich einen Treffer: Antipholus von Syrakus und Antipholus von Ephesus sind eben solche Zwillinge, wobei sich ihre Diener, beide genannt Dromio, noch hinzugesellen. Wer auf die grandiose Idee kam, Zwillinge dieselben Namen zu verleihen, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls kommt Antipholus von Syrakus nach Ephesus, um seinen verlorenen Bruder zu suchen - und seinen Vater, der ebenfalls in Ephesus ist und gerade vor dem Herzog der Stadt stand und eigentlich zum Tode verurteilt wurde, sollte er nicht eine Strafe bezahlen können. Glücklicherweise rührt die Geschichte Aegons (Vater der beiden) den Herzog so weit, dass er ihm einen weiteren Tag zu leben gibt. Das wird aber erst fürs Ende interessant. Davor heißt es erst einmal drei Akte voller Verwechslungen, falschen Anschuldigungen und Witze zu sehen.

Vielmehr kann dazu auch nicht gesagt werden. Psychologisch gibt das Drama wirklich nicht viel her, es ist eine Komödie in Reinform, jedoch schafft sie es aus der Prämisse zu viel Humor wie möglich herauszuquetschen. Natürlich stoße ich hier auf ein großes Problem: Viel stärker als es schon bei den Tragödien der Fall ist, scheint es nötig zu sein, eine Aufführung mit guter Inszenierung zu betrachten, damit der Effekt des Dramas hinreichend bewertet werden kann. Ich hatte eigentlich eine im Kopf, jedoch schreckte mich der Trailer bei Digital Theatre ab.

Es handelt sich um ein bekanntes Phänomen. Jeder, der einmal die Worte eines Komikers weitergab, und nur gelangweilte Gesichter zurückstarren sah, oder einen Witz erzählte, der bei der Wiedergabe eines anderen Tränengelächter provozierte und bei der eigenen Darbietung nicht zündet, kennt es. Humor braucht zwar eine gute Grundlage, doch grundsätzlich ist für das zünden dieser Idee eine passende Darbietung nötig. Der Großteil der Szene wird durch Gestik, Intonation und Timing bewerkstelligt. So überrascht es nicht, wenn das pure Lesen kalt lässt, das Theater aber aufbrandende Begeisterung auslöst. Dafür wurde es schließlich auch geschrieben.

Man mag noch anmerken, das Drama halte sich an die Drei Einheiten von Zeit, Ort und Handlung. Wir stellen die Diskussion, ob es sich bei den Drei Einheiten um Regeln oder Observationen handelte man hinten an. Prinzipiell ist das nur insofern bedeutsam, als dass nur ein weiteres Shakespeare-Drama dies erfüllt. Mir scheint es sich mir jedoch eher um einen "Betriebsunfall" zu handeln, wenn man die Handlung genau betrachtet. Es fühlt sich nicht so an, als wolle sich der Autor an ein Schema halten. Mir scheint  es eher so, dass Shakespeare selbst nicht wusste, wie diese Geschichte länger als einen Tag andauern soll, oder die Handlung verlängert werden soll. Dabei zeigt sich ein wenig die Tugend hinter den Drei Einheiten: Warum unnötige Elemente einfügen, wenn diese lediglich vom Drama selbst ablenken.

Damit beginnt unsere Reise durch Shakespeare: Einer Komödie, deren Inhalt nicht überragend ist, dennoch ihr humoristisches Potential ausnutzt und zumindest einen erfreulichen Einstieg bereitet.

Dienstag, 26. Januar 2016

We are the world...

Auf der letzten Freizeit, bei der ich dabei war, sangen wir unter anderem das Lied "We are the world". Bei einer Zeile musste ich etwas stutzen:
As God has shown us / by turning stone to bread...
 Ich mag da ja was falsch verstanden haben, aber die entsprechende Bibelstelle sieht folgendermaßen aus:

3Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass diese Steine Brot werden. 4Er antwortete: Es steht geschrieben: Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.
Matt 4,3-4

Man mache daraus, was man wolle.

Sonntag, 24. Januar 2016

Zitat am Sonntag

Lenin in fact confused epistemological realism with materialism (he repeats several times that materialism consists of recognizing 'objective material reality', 'independent of the subject' - but if so, nearly every Catholic philosopher is a materialist).

- Leszek Kołakowski, Main Currents of Marxism p.722

Freitag, 22. Januar 2016

Kurzkritik: Eine Weihnachtsgeschichte - Charles Dickens

Über die Adventszeit habe ich mir "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens als Adventskalender durchgelesen. Für jeden Tag blieben ca. zwölf Seiten, sodass man am Heiligen Abend das Werk fertig hatte. Zuvor kannte ich nur etliche Verfilmungen, so war ich doch einigermaßen überrascht, welche Versionen näher an der Vorlage waren, und welche sich mehrere Freiheiten nahmen. Hier möchte ich nur drei Aspekte nennen, die dazu geführt haben könnten, dass Dickens' Geschichte zu einem absoluten Weihnachtsklassiker geworden ist.

Erstens, stellt es sich konkret gegen einen Behaviorismus, der strikt über die Vergangenheit auf die Gegenwart schließt. Wer sich jedoch die Episoden in der Vergangenheit betrachtet, wird hier eine Reihe von Entscheidungen und Einflüssen vorfinden. Kurz gesagt: Scrooge musste nicht der Geizhals werden, der er ist. Etliche Menschen um ihn herum, hätten anderes bewirken können. Seine Schwester hat ihm Liebe gezeigt und er hätte problemlos dieselbe seinem Neffen erwidern können. Sein erster Arbeitgeber, Fezziwig, stellt das absolute Gegenbeispiel zu seinem Führungsstil dar. So könnte man nach und nach zeigen, wie alles immer von seiner Entscheidung, von ihm selbst, abhängt.

Zweitens, wird auf die Bedeutung der Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verwiesen. Es reicht nicht, wie Freud lehrte, die Vergangenheit aufzuarbeiten, man muss hingegen ebenso das Jetzt betrachten. Aber selbst das reicht nicht, denn Scrooge wäre ansonsten schon nach dem Geist der gegenwärtigen Weihnacht fertig gewesen. Stets muss man, auch wenn man in der Gegenwart lebt, einen Blick auf die Zukunft werfen und die Konsequenzen seiner Taten im Blick behalten.

Drittens, liefert die Geschichte eine herrliche Mixtur von Schauer und wirklicher Freude. Einerseits ist es Dickens' wirkliche Geistergeschichte, Marleys Auftritt, die Enthüllung des Geistes der gegenwärtigen Weihnacht und der Geist der zukünftigen Weihnacht sind allesamt zum Fürchten. Tatsächlich hat mich die zweite Stelle, welche häufig in Adaptionen ausgespart wird, wie schon lange kein Werk mehr gepackt. Andererseits handelt es sich bei Scrooge nicht um eine Person, die unfähig ist, Freude zu empfinden, vielmehr ist die Fähigkeit vergraben worden, sodass sie immer wieder an verschiedenen Stellen hochblitzt und am Ende den Mann sogar überstrahlt.

So viel sei zu meinen kleinen Spekulationen zu diesem berechtigten Klassiker der Weltliteratur gesagt.

Mittwoch, 20. Januar 2016

Sing once again with me: Dracula - Das Musical

Würde man mich nach meinen Lieblingsmusicals fragen, würde ich drei Stück nennen: Das Phantom der Oper, Chess - und Dracula. Die ersten beiden sind relativ bekannt (vor allem das Phantom), aber Dracula scheint eher unter dem Radar zu laufen. Was auch damit zusammenhängt, dass die englische Version ein Flop war. Ich habe sie mir mal angehört und kann das auch ein wenig nachvollziehen, denn sie klingt irgendwie kitschig und die Texte wirken auf deutsch, in der Übersetzung, natürlicher als im Original - ich verteidige lyrisch ja fast immer die englische Sprache, dies ist ein seltenes Beispiel für das Gegenteil.

Grundsätzlich brachte ich diesem Musical eine gehörige Portion Skepsis entgegen. Für mich lief es unter einem - wie mir gesagt wurde - Scherz im Musical-Business, wonach es von allem ein Musical gibt. Ja, auch davon. So konnte ich mir die Handlung von Dracula überhaupt nicht in dieser Form vorstellen. Nach kurzem Reinhören wandte sich das aber in volle Begeisterung. Ich liebe die Texte, Sänger und die Musik. Dazu mische man noch eine klasse Bearbeitung der Vorlage, welche ein brillantes Wechselspiel zwischen der klassischen Versuchung und der eigentlich ethisch richtigen Antwort darstellt, und man erhält ein wunderbares Kunstwerk. Vor allem imponierte mir dabei die Qualität der Lieder. Normalerweise hinterlassen Musicals einen ähnlichen Nachgeschmack wie viele Alben. Zwar gibt zwei oder drei Höhepunkte, der Rest besteht jedoch eher aus mittelmäßigem Geplätscher. Schaue ich mir zusätzlich die gesamte Handlung an, fügen sich die Lieder zumindest in diese ein, höre ich mir jedoch nur den Soundtrack an, verfällt dieser Vorteil. So überraschte mich, dass ich nicht nur stets andere Lieblingslieder in diesem Musical entdecke, sondern mir auch durchweg das gesamte Stück anhören kann. Trotzdem bin ich nicht hier, um nur zu loben. Vielmehr geht es mir darum, die kleinen Schnitzer dieses ansonsten gelungenen Werkes zu bemängeln.

Insgesamt missfallen mir zwei Dinge, wobei sich eines davon an zwei Stellen äußert, grundsätzlich handelt es sich aber um denselben Fehler. Das gesamte Musical handelt von Versuchung, der Graf fasst es kurz vor Ende mit "Du bleibst für immer jung und schön" zusammen. Problematisch wird es nun, wenn eine der Figuren dieser nachgibt, denn dann befinde ich mich faktisch in einer anderen Geschichte. Man kann darüber genauso etwas erzählen, darf dann aber nicht weiter die Frage stellen, ob man dem Verführer erliegt. Aber genau das wird an zwei Stellen getan. Erst gibt Jonathan den Vampirbräuten nach, übrigens nach einem wunderschönen Duett mit seiner Verlobten, was einerseits die Figur unliebsam macht und andererseits die gesamte Intention des Werkes gefährdet. Aber auch seine Frau Mina gibt Dracula später nach. Dabei sollte sie eigentlich bis zum Ende zweifeln, ob sie dem Grafen folgen soll oder nicht. Vor allem stört mich immer wieder daran, wie einfach diese zwei Stellen zu beheben sind, man schneidet maximal zwei Minuten an Musik und repariert das gesamte Stückt.

Dann kommt natürlich das Ende. Kurz zuvor singt der Graf noch mit der Inbrunst der Überzeugung "Ein Leben mehr und du entkommst dem kühlen Grab/ brauchst kein Gebet, steigst nicht ins Totenreich hinab/ spart euch den Psalm, weint einem anderen hinterher/ denn die Gnade, die ich gewähr', wiegt unendlich mehr/ Ein Leben mehr!" Daraufhin wird er in "Je länger ich lebe" plötzlich, ohne jede Motivation, melancholisch und wünscht sich im Finale letztendlich den Tod. Somit widersteht Mina nicht der Verführung, der Verführer hat einfach seine Lust verloren.

Alles in allem ist Dracula trotzdem ein markantes Musical, bis auf diese Stellen genieße ich es immer wieder gerne. Dann konzentriere ich mich einfach auf die Musik und die Sänger und ignoriere die eigentliche Handlung.

Montag, 18. Januar 2016

And the Bard's Songs will Remain

Ich möchte endlich einmal die gesamten Werke von William Shakespeare lesen. Zufälligerweise stellt 2016 das Jahr seines 400. Todestages dar, weswegen das der perfekte Anlass ist, dies zu tun. Auch der Blog von David Withun hat ein ähnliches Projekt geplant. Im Moment übernehme ich auch seine Leseliste, denn ich will im Grunde ähnlich verfahren, indem ich jede Woche ein Stück lese. Ich will mich lediglich zuerst um die Stücke kümmern, die ich noch nicht gelesen habe, sodass ich zwar momentan die Liste von diesem Blog übernehme, sie zu aber zu gegebener Zeit an meine Bedürfnisse anpasse.

01. The Comedy of Errors
02. Love’s Labor’s Lost
03. The Two Gentlemen of Verona
04. The Taming of the Shrew
05, A Midsummer Night’s Dream
06. The Merchant of Venice
07. Much Ado About Nothing
08. The Merry Wives of Windsor
09. As You Like It
10. Twelfth Night; Or, What You Will
11. All’s Well That Ends Well
12. Measure for Measure
13. Troilus and Cressida
14. The First Part of King Henry the Sixth
15. The Second Part of King Henry the Sixth
16. The Third Part of King Henry the Sixth
17. The Tragedy of King Richard the Third (Acts I-II)
18. The Tragedy of King Richard the Third (Acts III-V)
19. The Life and Death of King John
20. The Tragedy of King Richard the Second
21. The First Part of King Henry the Fourth
22. The Second Part of King Henry the Fourth
23. The Life of King Henry the Fifth
24. The Famous History of the Life of King Henry VIII
25. Titus Andronicus
26. Romeo and Juliet
27. Julius Caesar
28. Hamlet, Prince of Denmark (Acts I-II)
29. Hamlet, Prince of Denmark (Acts III-V)
30. Othello, the Moor of Venice (Acts I-II)
31. Othello, the Moor of Venice (Acts III-V)
32 .King Lear (Acts I-II)
33. King Lear (Acts III-V)
34. Macbeth
35. Timon of Athens
36. Anthony and Cleopatra
37. Coriolanus (Acts I-II)
38. Coriolanus (Acts III-V)
39. Pericles
40.Cymbeline
41. The Winter’s Tale
42. The Tempest
43. The Two Noble Kinsmen
44. Venus and Adonis
45. The Rape of Lucrece
46. The Phoenix and the Turtle
47. A Lover’s Complaint
48. Sonnets (1-50)
49. Sonnets (51-100)
50. Sonnets (101-154)

Sonntag, 17. Januar 2016

Zitat am Sonntag

Aus den weiten Falten seines Gewandes hervor erschienen jetzt zwei Kinder, elend, abgemagert, hässlich udn mitleiderregend. sie knieten vor dem Geiste nieder und hielten sich festgeklammert an dem Saum seines Gewandes.
"O Mensch, sieh hier", rief der Geist. "Sieh hier, sieh hier!"
Es waren ein Knabe und ein Mädchen. Fahlen gesichtes, elend zerlumpt und mit wildem, tückischen Blicke; aber doch auch ängstlich und gedrückt in ihrer Demut. Wo die Schönheit der Jugend ihre Züge hätte durchleuchten und mit ihren frischesten Farben kleiden sollen, hatte sie eine runzlige abgelebte Hand, gleich der des Alters berührt und versehrt. Wo Engel hätten thronen können, lauerten Teufel mit grimmigem, drohendem Blick. Keine Veränderung, keine Entwürdigung der Menschheit in allen Geheimnissen der Schöpfung hat so schreckliche und grauenerregende Ungeheuer aufzuweisen.
Entsetzt fuhr Scrooge zurück. Da sie ihm der Geist auf solche Weise gezeigt hatte, versuchte er zu sagen, es wären schöne Kinder, aber die worte erstickten ihm von selber, um nicht teilzuhaben an einer so ungeheuren Lüge.
"Geist, sind das deine Kinder?" Weiter konnte Scrooge nichts sagen.
"Es sind des Menschen Kinder"; erwiderte der Geist, auf sie herabschauend.  "Und sie hängen sich an mich, vor mir ihre Väter anklagend. Dieser Knabe ist die Unwissenheit. Dieses Mädchen ist der Mangel. shcau sie beide wohl an, und vor allem diesen Knaben; denn auf seiner Stirn seh ich geschrieben, was Verhängnis ist, wenn die Schrift nicht verlöscht wird. Leugnet es", rief der Geist, seine Hand nahc der Stadt ausstreckend.
"Verleumdet alle, die es euch sagen! Gebt es zu umj Eurer Parteizwecke willen und macht es noch schlimmer! Und erwartet das Ende!"
"Haben sie keine Stütze, keinen Zufluchtsort?" rief Scrooge.
"Gibt es keine Gefängnisse?" sagte der Geist, das letzte Mal die eigenen Worte von Scrooge gegen ihn gebrauchend.

-Charles Dickens, Eine Weihnachtsgeschichte 

Samstag, 16. Januar 2016

Unbefleckte Empfängnis

In letzter Zeit habe ich häufiger gelesen, wie der Begriff der Unbefleckten Empfängnis falsch verwendet wird. Da ich gern habe, wenn man zumindest Begriffe richtig gebraucht, möchte ich meinen Teil zu einer Definition tun und mir nicht vorwerfen lassen, diesen Fehler so stehen gelassen zu haben. Erstens, die Unbefleckte Empfängnis hat nichts mit der Jungfrauengeburt zu tun. Geburt hat schließlich nichts mit Befleckung zu tun.
Worauf bezieht sich das also? Maria, so die Lehre der Kirche,  ist ohne Erbsünde empfangen worden, deswegen spricht sie der Engel als "voll der Gnade" (Lk 1,28) an.
Der Katechismus spricht darüber in den Nr. 490ff.
Warum so viele Leute diesen Fehler begehen, ist mir schleierhaft, denn sogar Wikipedia gibt das akkurat wieder.

Donnerstag, 14. Januar 2016

Der Dunkle Turm 3: tot. - Stephen King

"Töte , wenn du willst, aber befiehl mir nichts!" brüllte der Revolvermann. "Du hast die Gesichter deiner Erbauer vergessen! Töte, oder schweig und hör mir zu, mir, Roland von Gilead, Sohn von Steven, Revolvermann und Lord der alten Länder! Ich bin nicht jahrelang und meilenweit gereist, um mir dein kindisches Plappern anzuhören! Hast du verstanden! Und jetzt wirst du MIR zuhören!"1
Erstmals betreten wir auf dem Weg zum Dunklen Turm ein für mich unbekanntes Gebiet, was sich praktisch daraus ergeben hat, dass meine lokale Bibliothek genau diesen Band nicht auf Lager hatte. Im Nachhinein handelt es sich dabei wohl um eine Schande, denn gerade mit diesem Buch schafft King es, mich fast völlig für diese Reihe einzunehmen. Wenn ich zuvor noch gezweifelt hätte, ob ich die Serie bis zum Ende lesen möchte, wäre an dieser Stelle Schluss mit solchen Überlegungen.

Nachdem Roland seine Gefährten im Vorgänger "gezogen" hat, kann er sich mit seinem neuen Ka-tet die Suche nach dem Dunklen Turm mit vollem Elan angehen - fast.

Wie schon in Drei lässt King seinen Protagonisten nicht ohne Weiteres davon kommen. Wie er zuvor direkt zu Beginn auf die Monsterhummer traf, muss Roland dieses Mal mit den Konsequenzen seiner Handlungen am Ende des zweiten Romans kämpfen. Er entschied sich, die Abläufe in unserer Welt zu verändern, indem er Jake vor dem "Schubser", Jack Mort (übrigens französisch der Tod, deswegen zieht der Mann in Schwarz im Tarot auch die Karte des Todes2), rettet. Ich dachte noch, dabei handle es sich nur um eine Beruhigung von Rolands Gewissen, ohne aber größere Relevanz zu haben. Vielmehr schien es mir darum zu gehen, sowohl die Medizin als auch Munition aus unserer Welt zu besorgen. Stattdessen tormentiert der Autor seine Figur gnadenlos. In seinem Kopf konkurrieren nun zwei verschiedene Varianten der Vergangenheit, wobei er nicht entscheiden kann, welche denn nun die Realität darstellt. Das ist für mich eine faszinierende Variation des Zeitparadoxon, denn normalerweise scheint sich die Realität entweder problemlos anzupassen oder sorgt für den gewohnten Ablauf der Ereignisse.

Noch besser wird das ganze, wenn man erfährt, dass auch Jake unter diesen Problemen leidet. Dabei sind die Auswirkungen bei ihm deutlich massiver, denn er ist nur ein normaler Junge und kein durch etliche Abenteuer gestählter Revolvermann. Durch die Neueinführung von Jake löst King ein von mir bei Drei angesprochenes Problem: Dort schien es noch so, als glaube der Autor selbst, mit Susannah sei die dritte Person des Ka-tet gezogen, jetzt wird aber deutlich, dass dies nur Rolands fehlerhafte Auffassung war. So wird nun alles daran gesetzt, den Jungen nach Mittwelt zu ziehen. Dabei stoßen wir auf ein anderes Problem, das ich bei der Besprechung von Schwarz ansprach. Die emotionale Bindung zwischen Roland und Jake wurde in diesem Roman nur mangelhaft aufgebaut, es schien damals eine charakterkonforme Handlung für Roland zu sein, den Jungen in den Abgrund fallen zu lassen. In tot. plagten ihn auf einmal Schuldgefühle deswegen und er verspricht ihm, dies nie wieder zu tun. Die Szene an und für sich ist gut, verweist emotional jedoch für den Leser auf ein Loch, sodass er den Figuren nicht ganz folgen kann. Man kann es so ausdrücken: Der Kopf weiß, was der Autor will, das Herz kann das nur nicht ganz nachvollziehen.

Endlich löst King auch den Hauptkritikpunkt, den ich bisher in diesen Rezensionen entwickelt habe. Der Formlosigkeit der Welt wird entgegengewirkt. Augenscheinlich wird diese Welt von sechs Balken gehalten, deren zwölf Enden jeweils einen Wächter aufweisen. Weiterhin befindet sich in der Mitte, wo sich alle Balken treffen, der Dunkle Turm. Schritt für Schritt erfahren wir etwas über diese Welt und können uns etwas darunter vorstellen. Wir treffen sogar einen der Wächter, Shardik, den Bären, welcher in einen Kampf mit dem Ka-tet gerät. Bei ihm handelt es sich um einen Cyborg, was einerseits für später relevant ist und andererseits die These stützt, Mittwelt sei eine mögliche Zukunft unserer Welt. Allerdings gibt es in dieser Welt auch Dämonen, sodass ich immer noch nicht ganz sicher bin, wie die in Schwarz eingeführten Anspielungen ans Christentums ins Bild passen sollen. Übrigens führt der Dämon, der den Übergang, den Jake aus unserer Welt in die Rolands nehmen soll, zu einer etwas unangenehm zu lesenden Szene, denn Susannah muss ich sexuell bereitstellen, um den Dämon zu beschäftigen. Zumindest ist das ganze Geschehen plotrelevant.

Spätestens in Lud erfährt man durch die Reaktion der Bewohner, ihren devoten Respekt, mehr über die Revolmänner, als King bisher in Worte packen konnte. Aber auch für das große Finale etabliert einen interessanten Aspekt: Die Welt Rolands hält Rätsel für wichtig - sehr wichtig. Wer ein großer Rätselmeister war, dem gebührte Ansehen; jeder Jahrmarkt beinhaltete einen solchen Wettbewerb. Das ist einerseits eine nette historische Tatsache. Im Mittelalter waren gerade Rätsel als Zeitvertreib und Schärfung des Denkens beliebt. Andererseits wird hier umsomehr deutlich, worauf gerade bei Revolvermännern Wert gelegt wird.

So wirkt der Antagonist am Ende völlig natürlich. Blaine, der Mono, ist ein computergesteuerter Zug, der sich aufgrund seiner Einsamkeit selbst zerstören möchte. Allerdings kommt er nicht umhin, seine überlegenden Fähigkeiten zu demonstrieren, was er leidenschaftlich gerne durch Rätsel tut. So gehen er und Roland einen Pakt ein: Wenn das Ka-tet ihm ein Rätsel stellt, dessen Lösung ihm nicht möglich ist, muss er sie freilassen. Gelingt ihnen das nicht, sterben sie mit Blaine. Und dann endet der Roman.

Damit stellt King sich in beste Gesellschaft, wie König Ödipus und Der Kleine Hobbit, um nur zwei Beispiele zu nennen. Hiermit betritt er das Gebiet der klassischen Geschichte, gibt diesem End"kampf" etwas Erhabenes und basiert nun alles darauf, ob seine Figuren schlau genug sind, Blaine zu überlisten. Dazu kommt noch der brutale Cliffhanger. Ich habe natürlich leicht reden, konnte ich doch einfach ein paar Wochen später auf mein Regal greifen und hatte Glas in Händen. Leser, die der Originalveröffentlichung folgten, mussten ganze sieben Jahre auf die Auflösung warten. Nachdem er es also geschafft hat, seiner Geschichte den Hauch der Epik zu geben, ließ er nun die Leser warten.

Davor gibt es noch ein paar Zwischenspiele. Jake wird vom "Tick Tack Mann" entführt, die Situation wird von Roland aber relativ sauber entschärft. Die Gruppe trifft auch einen Billybumbler, ein Tier dieser Welt, der fortan Oy heißt und als Maskottchen der vier erscheint. Der Fokus bleibt trotz dieser Ablenkungen aber auf dem konsequenten Ausbau der Bedeutung von Rätseln in dieser Welt und dem Höhepunkt der Vorbereitung des Rätselduells.

Alles in allem ist tot. also ein guter Roman, der am Ende sogar am großartig kratzt, definitiv aber einen äußerst faszinierenden Aspekt anspricht. Während Drei zumeist durch seine schnell Erzählung die fehlenden Anhaltspunkte für den Leser überspielte, fühlt man sich in der Welt von tot. wohl - so wohl man sich einer Welt fühlen kann, "die sich weitergedreht hat". Damit im Rücken sind wir dem Turm wieder einen Schritt näher gekommen.

1Stephen King, tot. S.600
2"Aber nicht für dich, Revolvermann!"

Dienstag, 12. Januar 2016

Harry Potter und die Kammer des Schreckens - J.K. Rowling

Es sind nicht unsere Fähigkeiten, Harry, sondern unsere Taten, die zeigen, wer wir sind.1
Nach einiger Zeit widmen wir uns wieder dem Zaubererlehrling und seinen weiteren Abenteuern. Weiterhin sollte ich achtgeben, dass diese mit den Büchern vergleichbar kurzen Rezensionen nicht in der selben Zeitspanne erscheinen wie die Romane selbst.

Harry verbringt seinen Sommer bei den Dursleys. Obwohl er ein deutlich besseres Leben als noch vor einem Jahr führt und er erfahren hat, dass er ein Zauberer ist, ist seine Stimmung an einem Tiefpunkt. Er hatte gedacht, er habe in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, zwei wahre Freunde gefunden, jedoch scheint sich von diesen beiden keiner dazu herabzulassen, ihm über die Ferien zu schreiben. Er selbst darf seine Eule Hedwig auf Anweisung seines Onkels nicht herauslassen. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, als er eigentlich so tun soll, als gäbe es ihn nicht, trifft er die Grund dieser Briefstille: ein Hauself namens Dobby möchte Harry unter allen Umständen davon abhalten, Hogwarts erneut zu besuchen, da in diesem Jahr dort schreckliche Dinge geschehen sollen. Und so soll das zweite Jahr beginnen.

Als häufigen Vorwurf wird man wohl lesen, das Buch sei eigentlich nur eine Kopie des ersten Teils, eine Kritik, welche ich nie für nachvollziehbar hielt. Freilich gibt es Parallelen, wobei ich da auf die fast notwendig vorgegebene Struktur hinweisen würde. Wir müssen bei den Dursleys anfangen, die Logik der aufgebauten Welt verlangt es. Hogwarts ist als Schule angelegt, also wird ein Schuljahr in gewisser Hinsicht dem nächsten gleichen müssen, etc.. Für mich ist es einfach immer wieder interessant zu beobachten, wie viele Leute, in Rezensionen und auch anderen Aspekten, sehr gut darin sind, Gemeinsamkeiten zu finden, aber feine Unterschiede nicht erkennen. Mal habe ich gehört, die Philosophie umfasse die Fähigkeit, zu unterscheiden. Damit im Hinterkopf erzählt mir das vieles über dieses Umfeld.

So gibt es zwar strukturelle Ähnlichkeiten, letztendlich erhalten alle bekannten Elemente aber eine Variation. Zwar beginnen wir bei den Dursleys, von dort gelangen wir jedoch in den Fuchsbau, einen für die weiteren Romane interessanten Ort und treffen hier die Weasleys, wenn man so will, in ihrer natürlichen Umgebung. Nach erhalten auch Ginny und Mrs Weasley zum Beispiel, welche zuvor bewusst farblos gelassen wurden, einen gewissen Charakter. Zudem reagieren die Dursleys auf die Vorgänge aus dem vorangegangenen Buch, sodass diese eben nicht in einem Vakuum geschehen. Begonnen wird hier auch der "Running Gag", dass der Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste jeweils nur ein Jahr unterrichtet. Gilderoy Lockhart ist jedoch im Vergleich zu Quirrell eine viel aktivere Figur, gestaltet somit einiges im Hintergrund der Handlung mit und sorgt somit dafür, Hogwarts, zum Leidwesen der Schüler und des Lehrkörpers, mit ein wenig anderem Leben zu füllen. Größter Unterschied ist natürlich der Charakter selbst, der aus den Seiten hervor zu springen scheint, so lebendig selbstverliebt wird er dargestellt, wodurch Quirrell, dem erst im letzten Kapitel des ersten Romans überhaupt Beachtung geschenkt wird, was seine Figur angeht, völlig in Vergessenheit gerät. Angeblich soll die reale Vorlage Lockharts noch arroganter sein, wobei ich mir kaum vorstellen kann, wie das möglich sein soll: ein inkompetenter Blender, der seinen ganzen Erfolg auf den Schultern von anderen aufbaut, denen er ihr Gedächtnis nimmt, gehört meiner Ansicht nach zu einer Niedertracht der besonderen Art.

Interessant ist auch, wie hier die Struktur einer klassischen Detektivgeschichte angenommen wird, welche zuvor eher angedeutet war. Es gibt einen Übeltäter, den es zu überführen gilt, und dazu werden über den Verlauf der Handlung Hinweise gegeben. Diese mögen subtil sein, doch sie sind zweifellos vorhanden. So treffen wir auch hier auf ein Ende, das daraus besteht, die vorhandenen Hinweise in eine kohärente Tat zu verpacken. Dieser Aspekt war es auch, der mich dazu verleitete zu glauben, J.K.Rowlings Der Ruf des Kuckucks werde ein guter Roman sein. Neben einer mittelmäßigen Handlung war es da gerade das Ende, bei dem ich nicht glauben konnte, es mit der selben Autorin zu tun zu haben. Aber das ist ein anderes Thema.

Tatsächlich sollte man die Qualität des zweiten Roman erst mit der Veröffentlichung des Halbblutprinzen zu schätzen wissen. Denn bis zu diesem Roman schien es sich bei Kammer des Schreckens eher um einen Füllroman zu handeln, der zwar äußerst charakterrelevant war, letztlich die große Handlung aber nicht weiterbrachte. Teilweise hängt das wahrscheinlich mit der Originalkonzeption zusammen. Der englische Titel spricht ja auch von einer "Kammer der Geheimnisse", wodurch die Vermutung naheliegt, dass Rowling einiges streichen musste, sodass der deutsche Titel paradoxerweise bis heute schlüssiger klingt.

Doch auch ohne dieses vorgreifende Wissen etabliert dieser Roman einige neue Dinge. Cornelius Fudge hat seinen ersten Auftritt und verrät in dieser kleinen Szene bereits, wie er in einer Krisensituation, wie sie dann später eintritt, reagieren wird: Sich der Mehrheit beugen, einer populären Maßnahme folgen und die richtige nicht erkennen. Genauso wird die Frage geklärt, wie Hagrid von Hogwarts verwiesen wurde.

Allgemein stellt man hier die Eskalation fest, die die ganze Reihe durchzieht, wobei ich direkt hinzufüge, dass ich sie hier am wenigsten gelungen finde. Man geht von einer konkreten Lebensgefahr für Harry, Ron und Hermine zu einer Lebensgefahr für die gesamte Schule. Grundsätzlich ist das gut gedacht, noch stirbt keiner, was in Anbetracht der Hintergrundgeschichte des ersten Öffnens der Kammer schlüssig ist und aus Sicht der Reihe auch erst später, hier konkret in Band vier, passieren sollte. Problematisch wird das nur, wenn wir endlich erfahren, was denn die Schüler angriff: ein Basilisk - ein Wesen, das mit seinen Blicken tötet. Es ist absolut glaubwürdig, wenn wir Harry entkommen lassen. Jedes Opfer durch eine Reihe von Zufällen zu verschonen, lässt den Basilisken völlig inkompetent wirken. Das, oder Dumbledore hat jedem Schüler wohlweislich vor Beginn des Schuljahres eine abgeschwächte, langwirkende Form des Felix Felicis verabreicht.

Im Nachgang ist es faszinierend zu sehen, wie das Hauptthema bereits im ersten Kapitel in den Fokus gerückt wird. Während der erste Teil damit befasst war, Harry klar zu machen, was er ist, basiert der zweite Teil vielmehr darauf, Harrys Entscheidungen zu hinterfragen, also wie er agiert. Er ist ein Zauberer und der Junge, der überlebte, daran kann er nichts ändern. Zwei Aspekte hingegen entschied er selbst: Harry entschied sich einerseits gegen Slytherin und freundete sich andererseits mit Ron und Hermine an. Der Roman befasst sich vor allem mit dem ersten Aspekt, benutzt zuerst aber als Aufhänger einen Zweifel an der zweiten Entscheidung. Der Konflikt mit seinen Freunden wird nicht weiter vertieft, sondern auf die weiteren Bände verschoben.

Was aber den Roman antreibt, ist Harrys Frage, wer er sei. Symbolisch wird das durch Slytherin und Gryffindor dargestellt: Auf der einen Seite, was er als böse und selbstsüchtig sieht und auf der anderen Seite das Vorbild. Dabei wird es vor allem dadurch bearbeitet, ob denn seine Fähigkeiten, also was er ist, dies beeinflussen. Im ersten Roman musste Harry sich von seiner Reputation lösen und eigene Leistung erbringen, denn "Ruhm ist eben nicht alles"2. Die Kammer des Schreckens zwingt ihn dazu, sich zu fragen, ob die Fähigkeiten, die er bei sich entdeckt hat, ihn moralisch in eine bestimmt Richtung zwingen. Im fünften Roman werden wir auf diesen Umstand aus einer anderen Richtung nochmals zu sprechen kommen. Der Roman gelingt über seine relative Kürze ein faszinierende Crecendo. Um eine andere Filmreihe zu zitieren: No fate but what we make.

Das Hörbuch von Rufus Beck bleibt weiterhin über allen Zweifeln erhaben. Der zweite Film von Christopher Kolumbus gehört sicherlich zu den unterhaltsamsten der Reihe. Stylistisch lässt sich hier überhaupt kein Bruch feststellen und Kenneth Branagh fügt sich brillant in den Cast ein. Lediglich das Drehbuch von Steve Kloves lässt ein wenig zu wünschen übrig. Im ersten Teil haben alle drei Figuren, Harry, Ron und Hermine, ihre Charakterentwicklung erhalten und konnten in verschiedenen Momenten glänzen. Im zweiten Film wird klar, dass Hermine Kloves Lieblingscharakter ist, denn die gesamte Intelligenz des Trios ging auf sie über, was dem Film letzten Endes ein wenig schadet.

Alles in allem ist auch der zweite Teil der Harry Potter-Reihe ein empfehlenswertes Buch, begeistert vor allem durch seine Charakterzeichnung und das spannend zu lösende Rätsel.

1J.K.Rowling, Harry Potter und die Kammer des Schreckens, S.343
2J.K.Rowling, Harry Potter und der Stein der Weisen, S.152

Sonntag, 10. Januar 2016

Zitat am Sonntag

Die Philosophie lehr handeln, nicht reden; sie fordert, dass jeder Grundsätze habe, damit sich Leben und Lehre nicht widerspreche, und dass alles Tun und Reden im Einklang stehe; letzteres ist sogar die Hauptaufgabe der Weisheit und ihr untrüglichstes Kennzeiche - dass der Mensch sich überall gleich und derselbe bleibe. Wer wird dies wohl fertigbringen? Nur wenige Menschen , aber doch einige. Denn es ist nicht leicht, und ich behaupte nicht, der weise könne immer gleichen Schritt halten; aber er bleibt doch immer auf gleichem Weg.
Seneca, Epistel 20 ("Charakterbildung durch die Philosophie"), zitier aus Seneca, Moralische Briefe, S.43

Freitag, 8. Januar 2016

Star Wars Monopoly

Man möchte meinen, in der großen weiten Welt gäbe es wichtigere Probleme. Für manch einen Star Wars - Fan  sieht das anders aus, sodass man sich selbst noch Probleme anschaffen muss. Zum Beispiel: Rey, die Hauptfigur des neuen Star Wars - Filmes gespielt von Daisy Ridley, taucht nicht als Spielfigur in der neuen Star Wars-Variante des altbekannten Spieleklassikers "Monopoly" auf. Der Vorwurf des Sexismus ist heute ja im Allgemeinen schnell ausgesprochen, so ließ man auch hier nicht lange auf sich warten. Wer jedoch ein wenig den Kontext betrachtet, kann darüber nur den Kopf schütteln.

Ich selbst besitze das Spiel nicht, muss also meine Beobachtungen auf die Amazon-Seite beschränken. Doch schon diese verrät mir zwei Dinge: Erstens, Monopoly wird nun durch die Einführung von zwei Seiten, der hellen und der dunklen Seite, bereichert. Zweitens wird die eine Seite durch Luke Skywalker und Finn und die andere durch Darth Vader und Kylo Ren dargestellt. Offensichtlich bezieht man sich also auf die unterschiedlichen Anhänger von Jedi und Sith. Wer den Film gesehen hat, fragt sich, warum nicht Rey diese Rolle einnimmt. Die Lösung findet sich im Veröffentlichungsdatum: Dieses war der 3. September des vergangenen Jahres, also Monate vor dem Film. Interessanterweise sollte es sehr bewusst so angelegt werden, dass Finn als der neue Jedi scheine. Sowohl das Poster als auch die Trailer zeigen nur Finn mit einem Lichtschwert. Wenn ich ein wenig spekulieren darf, durfte man wahrscheinlich diese kleine Tatsache nicht spoilern - tatsächlich hat sie mich beim Film dann auch überrascht.

Und, wer hätte es gedacht, die Macher des Spiels antworteten mit genau der Begründung, die ich mir alleine durch Spekulation erschlossen habe. Fairerweise wird diese Antwort im Artikel auch wiedergegeben.

Was mich aber wirklich frustriert, sind die Kritiker. Wie häufig sich schon Leute über diese Tatsache ohne Reflexion echauffierten, nur um im nächsten Satz zu sagen, man halte ohnehin nichts von Monopoly1. Bei manchen klingt es gar, als hinge die Erlösung der Welt von der Abschaffung Monopolys ab.

Sexismus - genauer: Misogynie - ist eine schlechte Sache, sicherlich. Genauso aber auch das Unterstellen von unlauteren Motiven. Dabei handelt es sich um etwas, was heutzutage selten bis gar nicht angeprangert wird, obwohl es, aus meiner Erfahrung fast flächendeckend vorhanden ist und schädlich ohne End wirken kann.

1Ich selbst halte nicht allzu viel von Monopoly, das hängt aber mehr mit meiner Tendenz zusammen, bei diesem Spiel abgezogen zu werden.

Sonntag, 3. Januar 2016

Zitat am Sonntag

In fundamentals, the Church rejoices in being unchangeable; but she is sometimes charged with being too stiff and stationary, even in those externals that are the legitimate sphere of change. And in one sense, I think this is, indeed, true; if we mean by the Church its mortal machinery. The Church cannot change quite so fast as the charges against her do. She is sometimes caught napping and still disproving what was said about her on Monday, to the neglect of the completely contrary thing that is said about her on Tuesday. She does sometimes live pathetically in the past, to the extent of innocently supposing that the modern thinker may think to-day what he thought yesterday. Modern thought does outstrip her, in the sense that it disappears, of itself, before she has done disproving it. She is slow and belated, in the sense that she studies a heresy more seriously than the heresiarch does.
 G.K. Chesteron, in Collected Works Volume III, p. 41 (aus Where All Roads Lead, Kapitel III The History of a Half-Truth)