Dienstag, 31. Mai 2016

Hymn

Zum Ausklang des Marienmonats Mai hier ein Gedicht von Edgar Allan Poe in meiner eigenen Übersetzung:
Morgens, mittags, im Dämmern stet,
Maria!, hörtest du mein Gebet!
Bei Freud und Pech, bei Glück und Joch,
Mutter Gottes, bleib bei mir noch!
Stund um Stund flog scheinend vorbei,
kei' Wolk' deckt den Himmel dabei,
Mein' Seel', sonst lässig sie sollt sein,
Dein' Gnad' führt zu dir und dein.
Nun, wenn der Sturm des Schicksals bricht
Dunkel über mich und mei' Geschicht,
Lass meine Zukunft strahlend schein',
Mit süßer Hoffnung von dir und dein!

Das - viel bessere - Original möchte ich natürlich dem Leser nicht vorenthalten:
At morn, - at noon, - at twilight dim,
Maria! thou hast heard my hymn!
In joy and woo - in good and ill -
Mother of God, be with me still!
When the hours flew brightly by,
And not a cloud obscured the sky,
 My soul, lest it should truant be,
Thy Grace did guide to thine and thee.
now, when storms of fate o'ercast
Darkly my present and my past,
Let my Future radiant shine,
With sweet hopes of thee and thine!

Sonntag, 29. Mai 2016

Zitat am Sonntag

From Salerno come many of the traditions of the conferring of degrees which are still used in a large number of modern medical schools. Before receiving his degree, the candidate had to take an oath, of which the following were the principal tenets: "Not to contradict the teaching of his college, not to teach what was false or lying, and not to receive fees from the poor even though they were offered; to commend the sacrament of penance to his patients, to make no dishonest agreement with the druggists, to administer no abortifacient to the pregnant, and to prescribe no medicament that was poisonous to human bodies.
James J. Walsh, Medieval Medicine, Chapter 3, p. 15

Sonntag, 22. Mai 2016

Zitat am Sonntag

Hundert Schlachten zu schlagen und hundert Siege zu erringen, ist nicht ein Zeichen von Perfektion. Wer den Feind ohne Schlacht besiegt, versteht sich wirklich auf die Kriegführung.
Sun-Tzu, Die Kunst des Krieges

Sonntag, 15. Mai 2016

Zitat am Sonntag

Ja, aber das werde ich nie tun, weil Schuld und Sühne, das ist schon das Werk eines anderen. Man redet oft über die Regisseure in Hollywood, die literarischen Meisterwerke verunstalten. Ich habe nicht die Absicht, je so etwas zu tun. Ich lese eine Geschichte nur einmal. Wenn mir die Grundidee zusagt, übernehme ich sie, ich vergesse das Buch vollkommen und mache Kino. Ich wäre völlig  außerstand, Ihnen die Geschichte von The Birds von Daphne du Maurier zu erzählen. Ich habe sie nur einmal, ganz schnell, gelesen. Was ich nicht verstehe, ist, dass jemandsich eines Werkes total bemächtigt, eines guten Romans, an dem ein Autor drei oder vier Jahre geschrieben hat und in dem sein ganzes Leben steckt. Man fummelt daran herum, verschreibt sich ein paar erstklassige Techniker, und schon ist man Kandidat für einen Oscar, während der Autor im Hintergrund verschwindet. An ihn denkt keiner mehr.
- Francois Truffaut, Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?, S. 60

Sonntag, 8. Mai 2016

Zitat am Sonntag

Ich glaube, dieses Zusammentreffen stört unsere Freunde, die Wahrscheinlichkeitskrämer. Es geht nicht um eine Unwahrscheinlichkeit, sondern um eine außergewöhnliche Situation. Sie ist der Gipfel an Außergewöhnlichem.
Es gehört in die Kategorie "altmodische Situationen" oder "veraltete Geschichten". Ich möchte Ihnen dazu eine Frage stellen: Weshalb ist es veraltet, eine Geschichte zu erzählen, eine Handlung zu verwenden? Ich glaube, an den französischen Filmen gibt es gar keine Handlung mehr.
Das ist kein Prinzip, aber es ist eine Tendenz, die man der Entwicklung des Publikums zuschreiben kann, dem Einfluss des Fernsehens, dem zunehmenden Übergewicht an dokumentarischen und journalistischen Stoffen in der Unterhaltungsindustrie. Alles das entfernt die Leute von der Fiktion und macht sie misstrauisch den alten Formeln gegenüber.
Das heißt, die Kommunikationsmittel haben sich derart entwickelt, dass wir dazu neigen, uns von der Handlung zu entfernen? Das mag sein, Ich bin selbst davon nicht frei, und ich würde heute auch einen Film lieber auf einer Situation als auf einer Geschichte aufbauen. 
- Francois Truffaut, Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?, S. 199f

Sonntag, 1. Mai 2016

Zitat am Sonntag

Während sich dies und anderes zutrug..., ward Abraham durch das Gebot, seinen heißgeliebten Sohn Isaak zu opfern, versucht... Als wessen Gleichnis? Nun dessen, den der Apostel in den Worten nennt: "Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern ihn für uns alle dahingegeben" Darum mußte auch Isaak, wie der Herr sein Kreuz, selbst das Holz, auf das er gelegt werden sollte, zur Opferstätte tragen. Endlich ein letzter bezeichnender Zug.Was hatte, als Isaak nicht getötet werden sollte und der erhobene Arm des Vaters zurückgehalten wurde, jener Widder zu bedeuten durch dessen Schlachtung und sinnbildlich vergossenes Blut das Opfer vollendet ward? Als Abraham ihn sah, hing er mit den Hörnern in einem Dornstrauche. Wen anders also bildete er ab als Jesus, den die Juden vor seiner Opferung mit Dornen krönten? ... Und der Engel des Herrn rief Abraham abermals vom Himmel und sprach: "Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr, weil du solches getan hast und hast deines geliebten Sohnes nicht verschont um meinetwillen, will ich dich wahrlich segnen und deinen Samen mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres, und dein Same soll besitzen die Städte seiner Feinde und durch deinen Samen sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden, weil du meier Stimme gehorcht hast." So ward jene Verheißung, im Samen Abrahams würden die Heidenvölker berufen werden, nach dem auf Christus hinweisenden Opfer auch noch durch einen Schwur Gottes bekräftigt.
Augustinus, Hans Urs von Balthasar (Hrsg.), Der Gottesstaat S.138