Nachdem ich erstmalig über diese Bücher gestolpert bin (damals waren es nur die Bücher der Original-Trilogie), dachte ich, es handle sich um pseudointellektuelle Bücher, die auch den letzten Saft aus der Marke ziehen wollen. Bereits eine kurze Lektüre der Leseprobe sollte mich eines Besseren belehren. Wenige Zeilen verrieten mir, dass Ian Doescher nicht nur ein Star Wars-Fan ist, sondern vielmehr noch mit dem Barden bestens vertraut ist. So passt nicht nur das Versmaß, es macht genauso großen Spaß, die etlichen Anspielungen auf verschiedene Werke des großen englischen Schriftstellers zu finden. Ich war schon versucht, die entsprechenden Fundstellen zu notieren, muss aber zugeben, dass ich dazu selbst noch die restlichen Werke Shakespeares lesen müsste. Dabei sind diese mal offensichtlicher wie "Alas, poor Stormtrooper" (Hamlet; V,1), andere, wie die an "Romeo und Julia" angepassten Reimschemata zwischen Han und Leia, sind subtiler.
Wer also für beide Materialien ein gewisses Faible besitzt, wird nicht enttäuscht, kann dabei auch beobachten, wie der Autor an seiner Aufgabe wächst. Mehr und mehr Spielereien traut er sich zu, sodass stylistisch gesehen die Episoden I-III ein wenig interessanter und verspielter sind, was sie auf dieser Ebene überlegen macht. So rettet er nicht nur einige kleinere Kontinuitätsfehler zwischen den beiden Trilogien - und das durch kurze Gespräche -, sondern verwandelt auch beispielsweise die "Opern"-Szene aus "Die Rache der Sith", im Film bereits eine grandiose Szene, in ein Feuerwerk an Brillanz.
Faszinierenderweise hatte ich kurz vor der Lektüre eine Feststellung gemacht. Während Dramen, gerade klassische, stark an der 5-Akt-Struktur, ob streng oder nicht, orientiert sind, halten sich moderne Werke vielmehr an die 3-Akt-Struktur. So wirkte das Finale früher als Auflösung einer Reihe von Verwicklungen, die im Zuge der vorangegangenen Handlung entstanden sind, und hält sich im Allgemeinen eher kurz. Heutzutage ist das Finale selbst elementarer Bestandteil des Werkes und nimmt einen viel größeren Raum ein und muss über sich selbst Schauwerte liefern. Im Kontrast zwischen Drama und Film fiel mir das besonders auf und es freute mich, in meiner Beobachtung bestätigt zu werden.
Damit verbleiben wir und ich freue mich jetzt nicht nur mehr auf "Das Erwachen der Macht" selbst, sondern auch die Bearbeitung durch Ian Doescher, der bewiesen
hat, dass er auch aus schwächeren Filmen durch Verwendung manch eines Tricks gute
Dramen zaubern kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen