Einen
Roman von Neil Gaiman zu lesen ist im Grunde immer eine faszinierende
Angelegenheit. In meinem Falle bleibt allerdings stets ein Gefühl
der Unzulänglichkeit zurück. In vielen Aspekten ist es völlig
unmöglich dem Briten auch nur im Geringsten einen Vorwurf zu machen.
Bei diesem Werk ist das die Eskalation zu Beginn. Nicht nur für die
vernünftige Einleitung, die heutzutage zu gerne für einen rasanten
Einstieg aufgegeben wird, war ich dankbar, auch die weitere
Entwicklung bis zum handlungstragenden Element, der den Plot
startende Akt, wenn man so will, entzückt geradezu. In dieser
Hinsicht lassen sich schnell Parallelen zu „American Gods“
ziehen, der ebenso im Anfang völlig überzeugte.
Dann
geht es aber darum diesen Konflikt wieder aufzulösen. In gewisser
Hinsicht kann ich Gaiman nicht mal hier kritisieren. Anders als manch
andere Autoren, zum Beispiel sei nur Stephen King genannt, macht er
sich sichtlich Gedanken, wo er mit seiner Geschichte hin will. Jedoch
möchte er so zielstrebig dort hin, dass man ein wenig die Atmosphäre
vermisst. Mir schien es, als habe man den Mittelteil übersprungen
und sei sofort bei der Lösung des Rätsel angelangt. Als hätte
Poirot keine Menschenseele befragen müssen, da er direkt sein
Resultat vorstellen kann.
Weiterhin
geht aus meiner Sicht ein weiterer Aspekt unter. Anansi soll der Gott
der Schwindler sein, der „trickster god“. Man wünscht sich, viel
mehr davon zu sehen. Der Leser bekommt zwar verschiedene Lichtblicke
darauf, darf es aber nicht in voller Pracht genießen. Gerade für
die Lösung des Dilemmas hätte man sich mehr davon gewünscht.
Dabei
liest sich das jetzt wohl viel negativer, als gemeint ist, nur
gemeint sein kann. Schließlich ist meine Beschwerde darauf
ausgelegt, mehr zu verlangen. Prinzipiell ist das kein allzu
schlechtes Zeichen und lässt zumindest Gaiman als Schreiber an sich
im guten Lichte dastehen. Insgesamt wird man auch seinen kurzweiligen
Spaß mit dem Roman haben. Bei Gaiman bin ich mir aber jedes Mal aufs
Neue bewusst, dass ich eben nicht jemanden lese, der nur gut ist,
sondern jemanden mit dem Potenzial zu einem absolut genialen Werk.
Dieses Potenzial so häufig ungenutzt zu sehen, schmerzt mich
einfach.
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