Sonntag, 10. April 2016

Zitat am Sonntag

Alles das war aber nicht der einzige Gewinn, den Perikles aus dem Umgang mit Anaxagoras zog. Wahrscheinlich lernte er auch von ihm, sich über jeden Aberglauben hinwegzusetzen, durch den bei Himmelserscheinungen so viele in Angst und Schrecken versetzt werden, weil ihnen die Ursachen unbekannt sind. Diese Unwissenheit ist schuld daran, dass man vor den höheren Gewalten so zittert und bangt. Davon befreit uns die Kenntnis der Natur, un zugleich begründet sie in uns, statt des törichten Aberglaubens, eine auf  Vertrauen ruhende Gottesfurcht. [...]
Mir scheint übrigens, dass beide, der Naturforscher wie der Wahrsager, recht haben konnten, da der eine die Ursache des Wunderzeichens, der andere aber dessen Bedeutung richtig angegeben hatte. Der Forscher hatte das Woher und Wieso, der Deuter Zweck und Sinn der Erscheinung zu untersuchen. Wer behauptet, dass die Auffindung der Ursache zugleich die Bedeutung aufhebt, bedenkt nicht, dass er mit den göttlichen Zeichen zugleich auch die künstlichen, von  Menschen ersonnenen Zeichen Zeichen außer Wirkung setzt, wie zum Beispiel die Lichter von Feuersignalen, die Schatten der Sonnenuhren und dergleichen, alles Dinge, die eine bestimmt Ursache haben und dabei mit Absicht verfertigt sind, um irgend etwas zu bedeuten. 
- Plutarch, Große Griechen und Römer - Perikles

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