Dienstag, 22. September 2015

Abbé Faria

In meiner Bibliothek in Rom besaß ich rund fünftausend Bände. Durch vieles Lesen und Wiederlesen habe ich herausgefunden, dass man mit hundertfünfzig gut gewählten Werken, wenn nicht den vollständigen Umfang der menschlichen Kenntnisse, so wenigstens all das hat, was ein Mensch wissen muss. Ich habe drei Jahre meines Lebens dem Lesen und Wiederlesen dieser hundertfünfzig Bühcer geweiht, so dass ich sie beinahe auswendig wusste, als ich verhaftet wurde. In meinem Gefängnis habe ich vermöge einer geringen Gedächtnisanstrengung mich völlig an sie erinnert. So könnte ich Ihnen Thukydides, Xenophon, Plutarch, Titus Livius, Tacitus, Straba, Jornandes, Dante, Montaigne, Shakespeare, Spinoza, Machiavelli und Bossuet rezitieren. Ich habe jetzt nur die wichtigsten aufgezählt.
Abbé Faria 

 Unweigerlich musste ich an dieser Stelle schmunzeln. Hat sich Mortimer J. Adler, wenn er von einer gebildeten Person redet, sich den Abbé Faria vorgestellt? Zumindest kommt es mir so vor, als seien die Konzepte nicht allzu weit von einander entfernt. In der Aufzählung kommen auf jeden Fall Autoren vor, die auch Adler sehr schätzte. Auf jeden wird der Abbé mir in Zukunft als Vorbild dienen, wenn ich wieder am Großen Leseprojekt arbeite (bei dem ich schändlich zurückhänge). Die Effekte beschreibt Dumas so, dass Farias Einfluss auf Edmond Dantès groß genug war, damit er seinem Vater das Leben, Faria aber seinen Verstand verdanke.

Die Ironie: Der Graf von Monte Christo mag ein Paradebeispiel des gebildeten Menschen im Sinne eine Mortimer J. Adler beinhalten, ist selbst meines Wissens aber nie auf die Liste der Großen Bücher gelangt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen