Donnerstag, 24. September 2015

Star Wars on Trial

Wenn man älter wird, muss man mit Bedauern feststellen, dass vieles von dem, was in Jugendzeiten noch als brillante und präzise formulierte Werk wahrgenommen wurde, eigentlich größtenteils banale Aussagen ohne Tiefgang enthält. Dabei möchte ich nicht den Eindruck erwecken wollen, ihn fehle völlig die Qualität, aber die Perspektive verändert sich.
So auch mit "Star Wars on Trial".

Die Idee ist dabei eine gute, Science-Fiction-Autoren diskutieren darüber, ob der Einfluss der Star Wars - Reihe als positiv oder negativ für das Genre aufgenommen werden muss. Lange Zeit galt dieses Buch für mich als Referenz zum Thema Fantasy und Science Fiction, war sogar das Non plus ultra. Mittlerweile missfallen mir die naive Sicht von Geschichte1 , wie sie eigentlich alle Autoren aufweisen, und Religion, wobei diese eher Unwissen aufzeigt. Wenige Argumente weisen Kohärenz auf.

 Trotzdem möchte ich nicht verhehlen, dass mir Matthew Stover, Autor der Verteidigung, immer noch gefällt, einerseits da er die ganze Angelegenheit mit Humor nimmt und andererseits eine sympathische Argumentation2 aufbaut.

Den gesamten Inhalt zu kritisieren würde ein weiteres Durcharbeiten erfordern und lohnt der Sache eigentlich nicht. Ich musste mich schon davon abhalten, die Seiten mit Notizen über Notizen zu füllen, denn das hebe ich mir dann doch für die Großen Bücher auf. Allerdings ist ein Aspekt an Heuchelei überhaupt nicht zu überbieten. Einer der größten Vorwürfe gegenüber Star Wars ist, dass antidemokratische und elitäre Politik hier unterstützt wird, selbstverständlich durch die Jedi symbolisiert, deren Kraft auf Vererbung basiert. Ungern möchte ich auf diesen Punkt näher eingehen, man soll ihn nur im Kopf behalten. Jetzt komme ich darauf zurück, dass dieses Werk meine Sicht von Science Fiction für lange Zeit maßgeblich beeinflusst hat (dankbar bin ich zum Beispiel dafür, Isaac Asimov über dieses Buch gefunden zu haben). Das lässt aber offen: Wie unterscheidet David Brin, Autor der Anklage, Science Fiction und Fantasy?

Hier stürzt alles zusammen. Im Grunde wird alles für das Genre Science Fiction beschlagnahmt, was intelligent ist - oder als solches erkannt wird, sodass auch Tolkien sich nicht den verfehlten Angriffen von David Brin entziehen kann. Anders gesagt und zugespitzt: Science Fiction ist gute, Fantasy ist schlechte Literatur. Natürlich ist David Brin der Richter in diesen Sachen. Ich komme beim besten Willen nicht darum herum, darin etwas leicht elitäres zu sehen. Und Brin scheint auch kein Problem zu haben, diese Meinung öffentlich zu präsentieren.


1 Es handelt sich um das typische Klischee des dunklen Mittelalters und der alles verbessernden Renaissance und Aufklärung.
2 Völlig unzureichend verkürzt beharrt er darauf, dass es eben nicht die eine Möglichkeit gibt, diese Filme (und das Franchise) zu sehen, sondern mehrere. So ist die "Dunkle Seite", wie er die Anklage nennt, darauf angewiesen, den Leser von einer bestimmten Sichtweise zu überzeugen, während Stover lediglich auf die Anwesenheit von anderen Lesarten hinweisen muss.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen