Donnerstag, 28. Januar 2016

And the Bard's Songs will Remain: Komödie der Irrungen

Wir beginnen sogleich unsere Reise durch die Werke des "unsterblichen Barden". Am Anfang steht eine Komödie, und, wenn ich richtig sehe, eine seiner frühsten dazu: Die Komödie der Irrungen oder im Original The Comedy of Errors. Jetzt muss ich dazu sagen, dass ich mehr mit den Tragödien vertraut bin und die Komödien tatsächlich lange gescheut habe. Einerseits spricht man eigentlich nur über die Tragödien und andererseits konnte ich in der kleinen mir vorliegenden Auswahl feststellen, dass Shakespeare das ein oder andere Prinzip gerne mehrfach verwendet. Zwei stechen da besonder hervor: Bei der Geburt getrennte Zwillinge und Frauen, die sich als Männer ausgeben.

Tatsächlich haben wir hier auch gleich einen Treffer: Antipholus von Syrakus und Antipholus von Ephesus sind eben solche Zwillinge, wobei sich ihre Diener, beide genannt Dromio, noch hinzugesellen. Wer auf die grandiose Idee kam, Zwillinge dieselben Namen zu verleihen, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls kommt Antipholus von Syrakus nach Ephesus, um seinen verlorenen Bruder zu suchen - und seinen Vater, der ebenfalls in Ephesus ist und gerade vor dem Herzog der Stadt stand und eigentlich zum Tode verurteilt wurde, sollte er nicht eine Strafe bezahlen können. Glücklicherweise rührt die Geschichte Aegons (Vater der beiden) den Herzog so weit, dass er ihm einen weiteren Tag zu leben gibt. Das wird aber erst fürs Ende interessant. Davor heißt es erst einmal drei Akte voller Verwechslungen, falschen Anschuldigungen und Witze zu sehen.

Vielmehr kann dazu auch nicht gesagt werden. Psychologisch gibt das Drama wirklich nicht viel her, es ist eine Komödie in Reinform, jedoch schafft sie es aus der Prämisse zu viel Humor wie möglich herauszuquetschen. Natürlich stoße ich hier auf ein großes Problem: Viel stärker als es schon bei den Tragödien der Fall ist, scheint es nötig zu sein, eine Aufführung mit guter Inszenierung zu betrachten, damit der Effekt des Dramas hinreichend bewertet werden kann. Ich hatte eigentlich eine im Kopf, jedoch schreckte mich der Trailer bei Digital Theatre ab.

Es handelt sich um ein bekanntes Phänomen. Jeder, der einmal die Worte eines Komikers weitergab, und nur gelangweilte Gesichter zurückstarren sah, oder einen Witz erzählte, der bei der Wiedergabe eines anderen Tränengelächter provozierte und bei der eigenen Darbietung nicht zündet, kennt es. Humor braucht zwar eine gute Grundlage, doch grundsätzlich ist für das zünden dieser Idee eine passende Darbietung nötig. Der Großteil der Szene wird durch Gestik, Intonation und Timing bewerkstelligt. So überrascht es nicht, wenn das pure Lesen kalt lässt, das Theater aber aufbrandende Begeisterung auslöst. Dafür wurde es schließlich auch geschrieben.

Man mag noch anmerken, das Drama halte sich an die Drei Einheiten von Zeit, Ort und Handlung. Wir stellen die Diskussion, ob es sich bei den Drei Einheiten um Regeln oder Observationen handelte man hinten an. Prinzipiell ist das nur insofern bedeutsam, als dass nur ein weiteres Shakespeare-Drama dies erfüllt. Mir scheint es sich mir jedoch eher um einen "Betriebsunfall" zu handeln, wenn man die Handlung genau betrachtet. Es fühlt sich nicht so an, als wolle sich der Autor an ein Schema halten. Mir scheint  es eher so, dass Shakespeare selbst nicht wusste, wie diese Geschichte länger als einen Tag andauern soll, oder die Handlung verlängert werden soll. Dabei zeigt sich ein wenig die Tugend hinter den Drei Einheiten: Warum unnötige Elemente einfügen, wenn diese lediglich vom Drama selbst ablenken.

Damit beginnt unsere Reise durch Shakespeare: Einer Komödie, deren Inhalt nicht überragend ist, dennoch ihr humoristisches Potential ausnutzt und zumindest einen erfreulichen Einstieg bereitet.

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