Freitag, 22. Januar 2016

Kurzkritik: Eine Weihnachtsgeschichte - Charles Dickens

Über die Adventszeit habe ich mir "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens als Adventskalender durchgelesen. Für jeden Tag blieben ca. zwölf Seiten, sodass man am Heiligen Abend das Werk fertig hatte. Zuvor kannte ich nur etliche Verfilmungen, so war ich doch einigermaßen überrascht, welche Versionen näher an der Vorlage waren, und welche sich mehrere Freiheiten nahmen. Hier möchte ich nur drei Aspekte nennen, die dazu geführt haben könnten, dass Dickens' Geschichte zu einem absoluten Weihnachtsklassiker geworden ist.

Erstens, stellt es sich konkret gegen einen Behaviorismus, der strikt über die Vergangenheit auf die Gegenwart schließt. Wer sich jedoch die Episoden in der Vergangenheit betrachtet, wird hier eine Reihe von Entscheidungen und Einflüssen vorfinden. Kurz gesagt: Scrooge musste nicht der Geizhals werden, der er ist. Etliche Menschen um ihn herum, hätten anderes bewirken können. Seine Schwester hat ihm Liebe gezeigt und er hätte problemlos dieselbe seinem Neffen erwidern können. Sein erster Arbeitgeber, Fezziwig, stellt das absolute Gegenbeispiel zu seinem Führungsstil dar. So könnte man nach und nach zeigen, wie alles immer von seiner Entscheidung, von ihm selbst, abhängt.

Zweitens, wird auf die Bedeutung der Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verwiesen. Es reicht nicht, wie Freud lehrte, die Vergangenheit aufzuarbeiten, man muss hingegen ebenso das Jetzt betrachten. Aber selbst das reicht nicht, denn Scrooge wäre ansonsten schon nach dem Geist der gegenwärtigen Weihnacht fertig gewesen. Stets muss man, auch wenn man in der Gegenwart lebt, einen Blick auf die Zukunft werfen und die Konsequenzen seiner Taten im Blick behalten.

Drittens, liefert die Geschichte eine herrliche Mixtur von Schauer und wirklicher Freude. Einerseits ist es Dickens' wirkliche Geistergeschichte, Marleys Auftritt, die Enthüllung des Geistes der gegenwärtigen Weihnacht und der Geist der zukünftigen Weihnacht sind allesamt zum Fürchten. Tatsächlich hat mich die zweite Stelle, welche häufig in Adaptionen ausgespart wird, wie schon lange kein Werk mehr gepackt. Andererseits handelt es sich bei Scrooge nicht um eine Person, die unfähig ist, Freude zu empfinden, vielmehr ist die Fähigkeit vergraben worden, sodass sie immer wieder an verschiedenen Stellen hochblitzt und am Ende den Mann sogar überstrahlt.

So viel sei zu meinen kleinen Spekulationen zu diesem berechtigten Klassiker der Weltliteratur gesagt.

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